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Frag Wiedemann! Die Online-Sprechstunde – Folge 6: Shopping und der richtige Arzt

Im Interview mit ACTICORE beantwortet Prof. Dr. med. Andreas Wiedemann Fragen rund um den Beckenboden. In der sechsten Folge geht es ums Shopping, um die "nette Toilette" – und um den richtigen Arzt gegen Blasenschwäche.

  • Prof. Dr. med. Andreas Wiedemann ist Chefarzt der Urologischen Klinik am Evangelischen Krankenhaus Witten und unterrichtet am Lehrstuhl für Geriatrie der Universität Witten/Herdecke.
  • In der Interviewserie "Frag Wiedemann" beantwortet er alle Fragen zum Thema Harninkontinenz und Blasenschwäche.
  • In Folge 6 geht es um die nette Toilette, Stadtbummel und den richtigen Arzt gegen Blasenschwäche.

Beim Shopping auf die "nette Toilette" verlassen, wenn die Blase drückt? Das klappt nicht immer

 

Kann ich mich noch in die Stadt trauen?

Das ist ja das Problem. Bei einem Verlust von Urin bei Bewegung oder durch eine Reizblase wird erst gedurstet, dann wird sicherheitshalber vor, während und nach dem Einkauf Wasser gelassen, es werden 2 Vorlagen übereinander eingelegt, am Ende geht nur noch der Gang von Woolworth über Hertie zu Karstadt, weil überall dort die Toiletten bekannt sind. Und ganz zum Schluss kommt der Lieferdienst für die Einkäufe, weil ein Einkaufsbummel nicht mehr geht…

 
Aber ist denn so etwas wie die „nette Toilette“ für Frauen wie mich nicht prima?

Schon, aber die „nette Toilette“, die ich in der Stadt benutzen darf oder „gratispinkeln.de“, mit der ich die nächste kostenlose öffentliche Toilette finde, sind ja nur Notlösungen - egal ob für Frauen oder Männer. Sie täuschen darüber hinweg, dass es ja oft eine Ursache für eine Harninkontinenz und versehentlich verlorenen Urin gibt.

 
Welche können das sein?

Z. B. kann eine verschleppte Blasenentzündung Ursache für eine Reizblase sein. Oder ein Blutdruckmedikament verschlimmert meine Belastungsinkontinenz durch Reizhusten. Oder meine Wassertabletten machen mir den Tag zur Hölle. Oder meine Prostata lässt mich nachts nicht schlafen.

Gegen Harninkontinenz und die schwache Blase hilft der richtige Arzt – und die richtigen Hilfsmittel

 

Sie plädieren also bei einer schwachen Blase, übermäßigem Harndrang oder einer Dranginkontinenz für eine ärztliche Untersuchung?

Unbedingt. Eine Untersuchung kann Türen öffnen und mit der passenden Diagnose den Weg zur richtigen Therapie weisen. Manchmal sind es schon kleine Dinge, die den Alltag wieder lebenswert machen. So kann alleine schon das Ändern der Wassertablette oder das Vertreiben der Bakterien (etwa bei einer Infektion der Harnröhre) im Harn mir den Einkaufsbummel wieder sorgenfrei ermöglichen.

 
Welcher Arzt ist denn der richtige Ansprechpartner?

Als Urologe könnte ich es mir jetzt einfach machen... Aber wichtig ist, dass überhaupt jemand sich medizinisch um das Problem kümmert und die passende Therapie vorschlägt. Und wenn ich als Patientin sehe, dass mein Ansprechpartner abwiegelt („das gehört zum Altern dazu“ oder „das machen wir alle durch“), dann muss ich mir eben einen Spezialisten suchen. Wichtig aus meiner Sicht: never give up, das gilt für Frauen wie für Männer.


Kann der Arzt denn auch Beckenbodenphysiotherapie verschreiben?

Selbstverständlich. Aber er verschreibt ein paar Sitzungen – üben muss ich alleine. Egal wie die Diagnose ausfällt. Aus meiner Erfahrung muss es dann aber auch Spaß machen, Übungen alleine im kalten Schlafzimmer sind nicht jedermanns Sache. Da gibt es heutzutage auch Geräte, mit denen ich effektiv in Eigenregie auf einem Küchenstuhl üben kann. Hier lohnt sich eine Beratung.


Herr Prof. Wiedemann, vielen Dank!

Ich danke Ihnen.

 

Dieser Beitrag wurde am 07.08.2021 von ACTICORE veröffentlicht.